E-Gitarre Recording im Studio
In meinem Leben spielte ich bereits hunderte Gitarrenspuren für CDs, Werbespots, Jingles, Filmmusik, Trailermusik etc. ein, sowohl für eigene Produktionen (entweder für eigene Projekte oder für Auftragsarbeiten als Musikproduzent) oder auch als Studiomusiker für Dritte.
Als Studiogitarrist geht es immer darum den bestmöglichen und passenden Sound zu kreieren und im Zweifelsfall die Bedürfnisse deines Auftraggebers zu erfüllen, sowohl in klangtechnischer Hinsicht als auch bezüglich deiner Spielweise und deines Angebotes an gitarristischen Figuren, Begleit-Riffs, Licks, Soli etc.
Um es ganz deutlich zu sagen: Es kommt eher selten vor, dass man als Studiogitarrist aufgefordert wird eine bestimmte, vorgegebene Linie zu spielen, streng nach Noten etc. Der Normalfall ist vielmehr, dass man "Angebote" macht bezüglich Begleitgitarren (die in der Regel 80 - 90 % der Aufnahmen ausmachen) und ggf. ein paar Licks, ergänzenden Spuren oder mal einem Gitarrensolo.
Trotz alle modernen Hilfsutensilien, wie modernen Modelling-Amps usw., spiele ich nach wie vor weit über 90% meiner Gitarrenaufnahmen per Mikrofonierung ein! Das geht natürlich nur, wenn man entsprechende Räumlichkeiten hat und nicht allzu lärmempfindliche Nachbarn bei dünnen Wänden. Man muss aber auch nicht unbedingt ohrenbetäubend laut aufnehmen. Zimmerlautstärke reicht in der Regel als Pegel für ein Mikrofon.
Profitiere auch du von meiner jahrzehntelangen Erfahrung und folge meinem 1. Blog-Beitrag zu Gitarren-Aufnahmen in meiner neuen Rubrik "Musikproduktion & Recording-Tipps"!
Ergänzend zu diesem ausführlichen Beitrag mit Hörbeispielen, hier noch ein paar allgemeine Informationen zum Gitarren-Recording:
E-Gitarre Recording: Die besten Techniken und Tools für Studioaufnahmen
Das Aufnehmen von E-Gitarre im Studio kann eine Herausforderung sein, da es viele verschiedene Möglichkeiten gibt, den perfekten Sound zu erzielen. Von der Nutzung von Modelling Amps über Boxen-Simulationen bis hin zur Mikrofonierung eines Verstärkers – jede Methode hat ihre eigenen Vor- und Nachteile. In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du deine E-Gitarre richtig aufnimmst und welche Tools sich besonders gut eignen.
1. Modelling Amps: Flexibilität und Vielfalt
Modelling Amps sind digitale Verstärker, die den Klang eines echten Röhrenverstärkers nachahmen. Sie bieten eine riesige Auswahl an Sounds, von klassischen Clean-Sounds bis hin zu High-Gain-Sounds für Rock und Metal. Diese Technologie hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt, und viele Profis schwören mittlerweile auf Modelling Amps für das E-Gitarre Recording.
Vorteile:
- Vielseitigkeit: Modelling Amps bieten viele verschiedene Verstärkermodelle und Effekte, die du schnell ausprobieren kannst, ohne verschiedene echte Verstärker anschließen zu müssen.
- Platzsparend: Kein physischer Verstärker oder zusätzliche Lautsprecher nötig – du kannst direkt im digitalen Bereich arbeiten.
- Einfache Handhabung: Die Bedienung ist meist intuitiv und ermöglicht dir eine schnelle Anpassung an deinen gewünschten Sound.
Nachteile:
- Klangtreue: Manche Gitarristen bevorzugen die "echte" Röhrenverstärker-Sound, der oft als lebendiger und wärmer wahrgenommen wird.
- Nicht immer authentisch: Es kann schwer sein, den vollen, organischen Klang eines echten Verstärkers nachzubilden.
Beispiele für Modelling Amps:
- Line 6 Helix: Ein High-End-Modell, das sowohl für Live-Auftritte als auch für Studioaufnahmen geeignet ist.
- Kemper Profiling Amp: Sehr beliebt bei professionellen Musikern, da er echte Verstärkerprofile erstellt und diese dann digital nachbildet.
2. Boxen-Simulationen: Realistische Klangwiedergabe ohne Mikrofone
Boxen-Simulationen sind eine weitere sehr praktische Methode beim E-Gitarre Recording, besonders wenn du den Verstärker nicht direkt ins Mikrofon aufnehmen möchtest. Hierbei wird der Klang des Verstärkers direkt durch ein virtuelles System simuliert, ohne dass eine physische Lautsprecherbox benötigt wird. Diese Technik eignet sich hervorragend, um den Sound des Verstärkers auch bei niedrigen Lautstärken in einem Mix zu integrieren.
Vorteile:
- Kein Platzbedarf: Du brauchst keinen Lautsprecher oder Mikrofone, was besonders in kleinen Räumen oder bei Recording-Sessions ohne Studioausstattung vorteilhaft ist.
- Einfache Integration: Du kannst die Boxensimulationen direkt in der DAW (Digital Audio Workstation) einbinden und den Sound sofort bearbeiten.
- Lautstärkekontrolle: Du kannst den Klang in der gewünschten Lautstärke ohne Probleme und Verzerrungen aufnehmen.
Nachteile:
- Fehlende Haptik: Das echte Gefühl, das du beim Spielen eines physischen Verstärkers hast, entfällt.
- Künstlicher Klang: Manchmal klingt die Simulation nicht so richtig lebendig und "real" wie ein echtes Boxen-Mikrofon-Setup. Manche Simulationen klingen regelrecht "steril".
Beispiele für Boxen-Simulationen:
- AmpliTube von IK Multimedia: Bietet eine breite Palette an virtuellen Verstärkern und Lautsprecherboxen.
- Softube Amp Room: Bekannt für seine hochwertige Klangqualität und authentische Simulationen.
3. Mikrofonierung eines Verstärkers: Der klassische Weg
Das Mikrofonieren eines echten Verstärkers ist die traditionellste und für viele Gitarristen auch die bevorzugte Methode. Hierbei wird das Mikrofon direkt vor dem Lautsprecher des Verstärkers positioniert, um den natürlichen Klang einzufangen. Diese Technik bringt den "echten" Sound direkt in die Aufnahme und sorgt für eine organische und dynamische Wiedergabe. (Für mich in der Regel nach wie vor die "1. Wahl"!)
Vorteile:
- Authentizität: Der Klang eines echten Verstärkers kann nur durch echtes Mikrofonieren realistisch eingefangen werden.
- Dynamik und Wärme: Das Mikrofonieren bringt die Dynamik und die Wärme eines echten Röhrenverstärkers besonders gut zur Geltung.
- Flexibilität: Du kannst verschiedene Mikrofone und Positionierungen ausprobieren, um den Klang genau zu formen.
Nachteile:
- Lautstärke: Verstärker müssen oft laut gespielt werden, um den vollen Klang zu entfalten, was selbst in einem Studio mit schallisolierten Wänden problematisch sein kann. In der einfachen Wohnung bei dünnen Wänden ist es oft kaum möglich so aufzunehmen ohne Stress mit den Nachbarn zu bekommen oder ggf. sogar Nebengeräusche von "Außen" versehentlich mit aufzunehmen.
- Platzbedarf: Du benötigst zusätzlichen Raum für den Verstärker und Mikrofone, was in kleinen Studios ein Problem darstellen könnte.
Beispiele für Mikrofonierungstechniken:
- Shure SM57: Ein Standard-Mikrofon, das häufig für das Mikrofonieren von Gitarrenverstärkern verwendet wird.
- Royer R-121: Ein hochwertiges Ribbon-Mikrofon, das für seinen warmen, natürlichen Klang bekannt ist.
Fazit: Welche Technik solltest du wählen?
Die Wahl der richtigen Technik hängt von deinen persönlichen Vorlieben und der Art der Musik ab, die du aufnimmst. Wenn du Flexibilität und eine schnelle Umsetzung bevorzugst, bieten sich Modelling Amps oder Boxen-Simulationen hervorragend an. Möchtest du jedoch den authentischen Klang eines echten Verstärkers einfangen, ist die Mikrofonierung der beste Weg.
Jede Methode hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, und es ist oft eine gute Idee, mehrere Techniken zu kombinieren, um den perfekten Sound zu erzielen. Experimentiere mit verschiedenen Ansätzen, um herauszufinden, welche am besten zu deinem Stil und deinem Setup passt.